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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 3 (1. Novemberheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0129

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wickelt zu habsn schien. Tischler-
meister Harm Vierländer mit seinen
Blumen- oder Landschasts-Jntarsien,
Christoph Schwalms originelle Stühle,
Heinz Neundorss reich gedrechselte
Holzarbeiten, die bemalten Möbel von
Jgnaz von Tölz und Konrad Frank
füllten meine Skizzenbilder, wie Fritz
Marburgers bunte, reliefgezierte Ge-
fäße, Wilhelm Nassauers grauglasierte
Krüge u. dgl., und andere Töpser-
arbeiten von Christoph Bürgel, Joh.
Turnauer, Schmiedearbeiten von Mar-
tenOhlengamm und HinzAllernich u. a.,
Filigrane von Peter Ohland u. s. w.

Die Namen der betresfenden Haus-
besitzer und Künstler werden Jhnen
etwas bekannt vorkommen — na, ich
will's denn doch verraten, wo Deutsch-
hausen liegt. Es liegt ausschließlich
im meinem Kopfe. Jch habe mir den
Ort aufgebaut, um in den Skizzen
und Studien Propaganda zu machen.
für eine größere Beachtung unserer
deutschen Bauernkunst und kleinstädti-
schen Kunst, indem ich zeigen möchte,
was an entwicklungsfähigen Keimen
in diesen beiden heute so „minnachtig",
wie wir hier sagen, behandelten
Zweigen unserer deutschen Kunst ver-
steckt ist.

Meinen Bauernkunst-Artikel haben
Sie angenommen, und also kommt
er ja nächstens im Kunstwart. Deutsch-
hausen ist nun ein Traum in Bildern,
in dem ich die Gedanken, welche mir
die immer intimere Kenntnis unsrer
Bauernkunst und kleinstädtischen Kunst
erweckt hat, ausspinne.

Den Häusern, Möbeln, Schmiede-
arbeiten, Töpferwaren, Stickereien
u. s. w. liegen stets deutsche Bauern-
kunstarbeiten oder kleinstädtische Ar-
beiten zu Grunde, wie das die
Namen ja andeuten. Jch möchte in
den Entwürfen versuchen, anzudeuten,
wie man einerseits diese zum teil
noch lebendigen Zweige volkstümlich
deutscher Kunst zeitgemäß weiter-
entwickeln, und wie andrerseits unser

modernes Kunstgewerbe von ihnen
allerlei Gutes lernen könnte. Ent-
sprechen doch viele Seiten dieser noch
so wenig beachteten Kunstzweige ganz
überraschend gerade dem, was wir an
unserm modernen Kunstgewerbe
schätzen oder wünschen.

Ob meine bescheideneKraft genügen
wird, es wirklich zu zeigen, weiß ich
nicht, vielleicht aber rege ich Andere,
Bessere an, die's dann sertig bringen.

Hossentlich komme ich schon diesen
Winter dazu, meine Sammlung von
Studien über deutsche Bauernkunst und
kleinstädtische Kunst zusammen mit
meinem „Deutschhausen" irgendwo
auszustellen.

Gskar S chwin d raz h eim.

* Auf die Medaillenvertei-
lungen bei den Kunstausstellungen
warf neulich ein Vorfall in Berlin
wieder einmal ein Licht. Uater den
zur kleinen goldenen Medaille vorge-
schlagenen Künstlern befand sich der
Bildhauer Touaillon. Er sollte sie
erhalten und erhielt sie denn auch
sür seinen Siegesreiter. Zufälliger-
weise hat er aber für eben das-
selbe Werk von den Preisrichtern der
eben geschlossenen Dresdner Kunst-
ausstellung die große goldene Pla-
kette bekommen. Also in Dresden Zen-
sur in Berlin Zensur 2, an beiden
Orten gegeben von Künstlern, von
Berufsgenossen des Ausgezeich-
neten. Was soll man dazu sagen?
Sind die Berliner Preisrichter strenger,
anspruchsvoller, kritischer? Haben sie
ausdrücklich das frühere Urteil der
Dresdner Preisrichter, das aus Künst-
lern aller deutschen Kunststädte bestand,
als verfehlt hinstellen und verbessern
wollen? Die Ansicht, daß man in
Berlin künstlerisch anspruchsvo-ller sei,
wird wohl niemand vertreten wollen.
Wenn man zurückdenkt, Künstler wel-
chen Ranges dort in den letzten Jahren
die große Medaille erhalten haben, so
kann man wohl kaum etwas anderes
sagen, als daß dort die Medaillen
I. Novemberhesi ivpd
 
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